"Griff nach der Freiheit - der 17. Juni 1953"
v.l.n.r.: Volkmar Franke, Johannes Fiolka, Dr. Johannes Viehrig, Mirko Krawczyk, Günther Bader
Vor 60 Jahren gingen in der ganzen DDR – in landesweit über 600 Orten – Menschen auf die Straße, um gegen das SED-Unrechtsregime zu demonstrieren. Was als Protest von Arbeitern in der Berliner Stalinallee gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen begann, entwickelte sich rasend schnell zu einem Volksaufstand. Wenige Monate nach Stalins Tod hofften die Menschen auf eine Befreiung vom Joch des Kommunismus, traten zugleich für freie Wahlen, den Rücktritt der Regierung und die deutschen Einheit ein. Trotz der grausamen Niederschlagung dieses Volksaufstandes durch sowjetische Panzer war der Aufstand schließlich der Anfang vom Ende des DDR-Regimes.
An diesem Jahrestag gedachten Junge Union Meißen und CDU Coswig gemeinsam den Opfern des Aufstands. Um dieses Ereignis aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, wurde zum Podium aus einem Zeitzeugen, einem Coswiger Bürger und einem Historiker in die Spitzgrundmühle geladen.
Der Zeitzeuge Herr Günther Bader schilderte, wie er als 16-Jähriger in einem Dorf in Niederschlesien die Zeit des Aufstands erlebte. So beispielsweise wie er insgeheim RIAS und BBC hörte und so von den Protesten in Berlin erfuhr und mit seinen Freunden in der Jungen Gemeinde mitfieberte, dass die Proteste erfolgreich sein werden.
Mirko Krawczyk betrachtete den Volksaufstand aus der Perspektive eines später Geborenen. Jugendlichen gegenüber wurde in der DDR der 1970er und 1980er Jahre der Aufstand tot geschwiegen oder - falls er offiziell überhaupt Erwähnung fand - als reaktionär-imperialistische Revolte, die durch eingeschleuste Agenten aus dem Westen angezettelt wurde, erklärt. Nur im engen persönlichen oder familiären Umfeld wurde die Erinnerung an die Ereignisse sowie an die mutigen Frauen und Männer des Volksaufstandes erhalten, da sonst mit Repression gerechnet werden musste.
Der Historiker Dr. Johannes Viehrig rückte den 17. Juni 1953 in den internationalen Kontext, erklärte die Nichteinmischung der Westmächte auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs bzw. im zeilichen Kontext des Korea-Krieges. Dr. Viehrig stellte zudem klar die Hilflosigkeit der DDR-Führung heraus, die diesen Aufstand nicht als Volksaufstand verstehen wollte und um Hilfe der sowjetischen Besatzungsarmee bitten musste. Hinzu kam, dass schlicht kein Verlass mehr auf die eigenen Exekutivorgane war, die sich reihenweise dem Aufstand anschlossen. Der Aufstand lieferte der SED-Führung jedoch einen Vorwand, den Sicherheitsapparat noch weiter auszubauen - unter anderem mit einem Spitzel- und Zuträgernetz, dass teilweise bis in die Familie hinein reichte. Die vielfältigen Ursachen für den Aufstand wurden jedenfalls nicht beseitigt, sondern propagandistisch negiert.
"Die Ereignisse am 17. Juni 1953 haben aufgezeigt, dass die DDR bereits 4 Jahre nach ihrer Gründung politisch am Ende war. Gemeinsam konnten wir an die Ereignisse gedenken, sowie aus wissenschaftlicher Sicht Fakten klären, welche einige Teilnehmer das erste Mal gehört haben. Ich persönlich freue mich, dass die Veranstaltung junge und alte Menschen an einen Tisch gebracht hat - gerade für die Jungen ist das Lernen aus der Vergangenheit von essentieller Bedeutung, denn nur so ist man in der Lage, die Zukunft bestimmt zu prägen." so der Vorsitzende der Jungen Union des Kreises Meißen Johannes Fiolka.